FÜRTHER LANDKREIS NACHRICHTEN - 26.3.2004 - [B0403261]

Wieder Land in Sicht für die "Bärbel"?

Die Interessengemeinschaft Bibertbahn beobachtet ein Umdenken in der regionalen Verkehrspolitik

FÜRTH Land - Im Jahr, in dem die Bibertbahn eigentlich 90 Jahre alt geworden wäre (sie wurde im Mai 1914 wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges eröffnet), registrieren die Befürworter einer Wiederaufnahme des Betriebes auf der Biberttrasse "Land in Sicht". So wurde jetzt ein neuer Anlauf, die Anlagen weiter zu demontieren, unterbunden: Auf Einspruch der Stadt Oberasbach wurde die Demontage der Gleise im Bereich des früheren Bahnhofes "Zirndorf" auf Altenberger Grund gestoppt.

Die Interessengemeinschaft Wiederinbetriebnahme Bibertbahn (IGBB) registrierte nach den Worten ihres Sprechers Werner Klingbiel mit Verwunderung, dass auf diesem Trassenstück, das jetzt der Stadt Oberasbach gehört, plötzlich noch einmal die Deutsche Bahn tätig geworden war. Als Bahnarbeiter begannen, die immer noch im Boden liegenden Gleise abzubauen, intervenierte die IGBB bei der Stadt Oberasbach. Worauf die Kommune die Demontage der Gleise unterband.

Klingbiel verurteilt den vereitelten Versuch als Aktion, die "offensichtlich andere verkehrliche Gegebenheiten schaffen sollte". Wer sich aber derzeit daran mache, Möglichkeiten für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) zu beschneiden, manövriere sich angesichts sich abzeichnender Perspektiven ins Abseits, gibt sich Klingbiel überzeugt. In Sachen einer Wiederinbetriebnahme der Bibertbahn bringt er das auf eine griffige Formel: "Mit 90 Jahren ist die Einrichtung Geschichte, mit 95 kann sie lebendig sein." Dass nach einer Reaktivierung der Trasse "schwarze Zahlen" geschrieben werden könnten, davon ist der IGBB-Sprecher überzeugt.

Seinen Optimismus begründet er - im Verein mit dem bündnisgrünen Kreissprecher Wolfram Schaa sowie dem Geschäftsführer der Zirndorfer Eisenbahnfreunde Dieter Beck - mit einem "beginnenden Umdenken" in Sachen ÖPNV, dass das Trio in der großen Nachbarstadt Nürnberg ausmacht. Aus einem Gespräch mit dem dortigen Umweltbürgermeister Klemens Gsell schließen sie, dass in der Noris mit einem Ende des U-Bahn-Baues im Jahr 2010 gerechnet wird. Klingbiel: "Das heißt, dass die U 3 an der Gustav-Adolf-Straße enden wird."

Die EU aber werde, so die IGBB-Vertreter, den Städten im Ballungsraum künftig Grenzwerte für Belastungen durch den Verkehr auferlegen. Klingbiel: "Das bedeutet, die Städte müssen den hereinströmenden Individualverkehr abfangen."

Unter diesen Vorzeichen sieht die Interessengemeinschaft ein "Umdenken" in Gang gekommen. Zwar seien die Gleise der alten Bibertbahn auf Nürnberger Gebiet abgebaut worden und auch auf den Teilstücken im Besitz des Landkreises Fürth und der Stadt Zirndorf werde die Trasse immer wieder "angeknabbert" (Beck), gewidmet sei sie aber nach wie vor für den ÖPNV. Und das soll nach dem Willen der Interessengemeinschaft auch so bleiben. Auch der Stadtrat Oberasbach hat in seiner jüngsten Sitzung in der Stellungnahme zu den Plänen für die Westspange und den Pinder Park die Nachbarstadt ausdrücklich dazu aufgefordert, die Bibertbahntrasse auf Zirndorfer Grund freizuhalten.

Eine "Direktverbindung" (Klingbiel) zwischen dem Hauptbahnhof Nürnberg und dem Zirndorfer Ort Leichendorf (mit einer Option bis Ammerndorf) und Anschlüssen an die Rangaubahn sei geeignet, die Probleme des Individualverkehrs im Kreis schnell zu reduzieren. Auch die Option für eine Stadtbahn oder sogar eine U-Bahn halte sie offen. Wie eine solche "Wiederbelebung" einer Bahnstrecke funktioniere, könne, so die IGBB-Sprecher, etwa an der Gräfenbergbahn oder der Regentalbahn studiert werden.

So will die IGBB im Jubiläumsjahr der "Bärbel" kräftig für die Reaktivierung der Trasse trommeln. Entlang der stillgelegten Gleise sollen Plakate und Transparente Aufmerksamkeit für die "alte Bahn" erregen. Wenn sich das Datum der Eröffnung im Mai jährt, soll es Ausstellungen in der Paul-Metz-Halle sowie Aktionen (etwa Draisinefahrten) an bestimmten Punkten der Strecke geben. Und die politisch Verantwortlichen sollen für das Anliegen sensibilisiert werden. Dazu zählt auch eine Petition der IGBB an den Landtag.

Und eine deutliche Mahnung richten sie an die politisch Verantwortlichen im Landkreis: "Die Trasse der Bibertbahn wurde übernommen", so Klingbiel, "um das Ziel Stadtbahn zu realisieren. Sie sollte deswegen nicht anderweitig verschleudert werden."

ADAMWALTER WIESERNER - 26.3.2004 0:00 MEZ

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